Ich habe den nötigen Platz gesucht um das Thema "Gorch Fock" anzusprechen. Dabei geht es mir garnicht um die Debatte bezüglich unseres Verteidigungsministers und seine Neigung sich der Neigung der Presse zu beugen, sondern um die Gepflogenheiten auf dem Schiff selbst. Ich habe nun verschiedene Artikel dazu gelesen. Von angesehen Tageszeitungen, über Schundpresse und sogar Online- Redakteure von freien EMail Diensten.
Was ich nicht verstehe ist die Aufregung über das Offentsichtliche.
Allen Leuten sollte klar sein, die Gorch Fock ist "DAS Schulschiff" der deutschen Marine. Jeder Anwärter auf einen und nun kommt es "offiziers" Posten muss einen 6 wöchigen Lehrgang auf dem Schiff absolvieren.
Wir halten Fest. Ein Schiff. Jede Menge junger Menschen auf engstem Raum. Diese Menschen sind freiwilig dort. Sie haben sich für die Laufbahn eines Offiziers entschieden und sind keine Wehrpflichtigen (ja, sowas gab es mal). Diese Anwärter sind zum größten Teil männlich, jedoch gibt es auch eine kleine Anzahl von Frauen als Anwärterinen.
Was passiert, wenn man junge Männer auf engstem Raum 6 Wochen mit wenigen Frauen zusammensteckt?
Richtig, es kommt zu Anzüglichkeiten und sichr auch zu sexuellen Kontakten. Wir gehen mal davon aus, dass es keine Übergriffe, sprich Gewalttaten gab, sondern sehr wahrscheinlich sexuelle Beleidigungen und davon gehe ich aus, auch zu beiderseitig gewollten Zusammenkünften. Wieso wundet man sich nun, dass es auf dem Schiff wie auf einem Puff zuging?
Ich habe gehört, es soll übermäßig getrunken worden sein. Oh mein Gott. Ich wiederhole: Junge Menschen, lange isoliert, keine Freizeitmöglichkeiten UND Bundeswehr. Das dort mal gerne einer über den Durst getrunken wird sollte allgemein bekannt sein.
Nun aber zu dem extremen Vorwurf der unmenschlichen Behandlung. Laut Tagesplan und an sowas wird sich gerne bei der Bundeswehr gehalten ist Wecken um kurz nach 6 angesagt. Wie unmennschlich ist das denn bitte. Phasenweiser Schlafentzug gehört doch zum Standart der Bundeswehr. Es gibt Nachteinsätze und es soll für einen Kriegssituation traniert werden. Rumgebrülle von Befehlen und Aufforderung zu Handlungen, die unangenehm waren...tja, sowas soll es geben. Sowas weiss man aber, ehe man sich verpflichtet.
Wenn ich höre, einige der Anwärterinen sollen sich nachts in den Schlaf geweint haben, dann frage ich mich wirklich ob sojemand ein Offizier und somit ein Anführer in der Arme werden sollte. Als Vorgesetzer hat man im ernstfall die Verantwortung für andere Leben!
Sorry, dass die Ausbildung dazu nicht so entspannt wie ein Ausflug nach Malle ist. Ups, dort wird ja auch getrunken, liebe gemacht und sich daneben benommen. Vielleicht sollte mal wieder darüber berichtet werden.
Sicher kann man nun damit kommen, Vorbildfunktion und staatliche Instiution und Bindung an die Grundrecht usw. Aber wieso glaubt man, sobald man Teil der Bundeswehr ist gibt es keine menschlichen Fehltritte mehr? Sollten Straftaten begangen worden sein oder Menschenrechte im unverhältnismäßgen Maße eingeschränkt worden sein, bedarf es einer Aufklärung und Bestrafung. Dies erfolgt jedoch durch die zuständigen Organge und nicht durch die Presse.
Scheinheilige Presse! Als ob der Durchschnittsbürger immer so brav wäre.
Tjaja, die Presse, unsere 4. Gewalt. Vielleicht wittert sie ja einen zweiten Folter-Skandal wie in Coesfeld. Grundsätzlich finde ich es ja gut, dass sie, die Presse, versucht unhaltbare Zustände aufzudecken, wenn es allerdings dazu führt, dass sie aus einer Mücke einen Elefanten macht, so bin ich natürlich auch dafür, dass sie sich etwas zurück nimmt und die Aufklärung staatlichen Organen überlässt. Grundsätzlich bin ich sowieso gegen diese reißerische Form der Pressearbeit à la "Skandalschiff Gorch Fock" - Alkoholexzesse auf dem Schiff (Spiegel). Jedoch sind hier - soweit ich weiß - in den letzten Jahren vier Soldaten ums Leben gekommen, so dass hier natürlich schon ein öffentliches Informationsinteresse gegeben ist, das nicht allein durch staatliche Pressesprecher erfüllt wird, sondern vielleicht sogar etwas investigativen Journalismus erfordert.
Was dein Satz betrifft:
Zitat Wenn ich höre, einige der Anwärterinen sollen sich nachts in den Schlaf geweint haben, dann frage ich mich wirklich ob sojemand ein Offizier und somit ein Anführer in der Arme werden sollte. Als Vorgesetzer hat man im ernstfall die Verantwortung für andere Leben!
So kann ich dem allerdings nur teilweise zustimmen. Das Man(n bzw. Frau) mal weint in der Ausbildung, sei es aus Heimweh oder sei es aus Leistungsdruck oder beidem dann ist das völlig normal. Auch die steinharte Führungselite der Bundeswehr besteht nur aus Menschen. Kurzer Schwenck: Bei der Ausbildung der Offiziere der Luftwaffe in der Übung "Überleben Land" in Schongau, im Winter, ist es an der Tagesordnung, dass gestandene Männer unter Tränen zusammenbrechen. Ich gebe dir aber insoweit recht, dass sich viele jugendliche Jungspunde, frisch mit dem Abitur in der Tasche, das Leben beim Bund etwas anders vorgestellt haben.
Dennoch bin ich dafür, die Schulschifftradion unter der Gorch Fock fortzuführen, vielleicht mit etwas anderen Maßstäben (z.B. keine Frauen mehr an Bord?).
Was ist daran denn gemein? Es zieht doch niemand über das Gewicht der Toten "her"? Die Frau war offensichtlich eingeschränkt diensttauglich und wurde trotzdem die Takelage hochgeschickt. Soll man diesen offensichtlich rechtswidrigen Befehl im Ermittlungsverfahren ignorieren, weil die Frau tot ist und sie sich nun möglicherweise postum über ihr Übergewicht schämt?
Nein, Nein...natürlich soll mal weiter ermitteln und rein rechtlich habe ich garnichts dagegen. Sind ja Tatsachen. Ich dachte mir nur...Mensch, da verunglückt die Arme schon und dann wird auch noch post mortem deutschlandweit ihr Gewicht in den Mittelpunkt des Unfalls gerückt. Ein ziemlicher Alptraum.
Das hier etwas schief gelaufen ist, sollte nun allen klar sein. Gibt es bei der Marine nicht sowas wie eine ständige Tauglichkeitsprüfung? Wurde dort nicht versagt?
Ja, das stimmt. Menschlich gesehen, mag das schon recht unangenehm sein. Ich möchte auch lieber als athletischer Alleskönner im Gedächnis bleiben. Diese Tauglichkeitsuntersuchungen gibt es beim Bund eigentlich ständig, wobei das Wiegen noch das gängiste Verfahren ist; daher verstehe ich auch nicht ganz wie das nun passieren konnte. Vermutlich gab es da Ausnahmetatbestände, wonach jdn trotz eingeschränkter Tauglichkeit noch mit an Bord konnte; ... wahrscheinlich ist letztentlich die Frauenquote schuld.
YES! Was für eine Überleitung. Kann mir bitte nur einer sagen, wieso Frauen so sein wollen wie Männer?
Was ist so toll am Mann sein? Wieso sollten sich Frauen dem Fehlverhalten der Männer anpassen und die gleichen schlechten Eigenschaften zu Tage kommen lassen.
Diese Reportage hat mir gut gefallen. Sie ist wirklich sehr unterhaltsam und trägt zur Verständigung zwischen Kulturen und Religionen bei. Sehr zu empfehlen.
Aus dem Bildblog. Ziemlich lang, aber am Ende sehr schön.
Wir Sind Helden wollen nicht für "Bild" werben Wir Sind Helden mögen keine Werbung. Auf Festivals haben sie schon Reklamebanner abhängen lassen, bevor sie die Bühne betraten. Sängerin Judith Holofernes erklärte im Dezember 2007 als BILDbloggerin für einen Tag, was ihr an "Bild" alles nicht passt.
Trotzdem (womöglich eher: deswegen) hielt es die Werbeagentur Jung von Matt für eine gute Idee, bei Wir Sind Helden und Judith Holofernes anzufragen, ob die nicht bei einer "Bild"-Werbekampagne mitmachen wollten:
Sehr geehrte Damen und Herren,
wir sind als Werbeagentur mit der aktuellen BILD-Kampagne betraut, in der wir hochkarätigen Prominenten eine Bühne bieten, ihre offene, ehrliche und ungeschönte Meinung zur BILD mitzuteilen.
Derzeit planen wir die nächste Produktionsphase für Frühjahr 2011. Die neu zu produzierenden TV- und Kinospots sowie Plakat- und Anzeigenmotive sollen die bestehenden Motive von Veronica Ferres, Thomas Gottschalk, Philipp Lahm, Richard von Weizsäcker, Mario Barth u.v.m. ergänzen.
Für diese Fortführung der Kampagne möchten wir sehr gern “Wir sind Helden” gewinnen.
Das schöne an der Kampagne ist, dass sie einem guten Zweck zu Gute kommt. BILD spendet in Namen jedes Prominenten 10.000,- Euro an einen von Ihnen zu bestimmenden Zweck.
Lassen Sie uns gern telefonieren und die Details besprechen. Zur Detailinformation senden wir Ihnen bereits heute anbei einige weiterführende Informationen.
Ich freue mich dazu von Ihnen zu hören. Herzliche Grüße aus Hamburg, Jung von Matt/Alster Werbeagentur GmbH
Die Antwort der Band, die wir hier mit freundlicher Genehmigung derselben wiedergeben, fiel eindeutig aus:
Liebe Werbeagentur Jung von Matt,
bzgl. Eurer Anfrage, ob wir bei der aktuellen Bild -Kampagne mitmachen wollen:
Ich glaub, es hackt.
Die laufende Plakat -Aktion der Bild -Zeitung mit sogenannten Testimonials, also irgendwelchem kommentierendem Geseiere (Auch kritischem! Hört, hört!) von sogenannten Prominenten (auch Kritischen! Oho!) ist das Perfideste, was mir seit langer Zeit untergekommen ist. Will heißen: nach Euren Maßstäben sicher eine gelungene Aktion.
Selten hat eine Werbekampagne so geschickt mit der Dummheit auf allen Seiten gespielt. Da sind auf der einen Seite die Promis, die sich denken: Hmm, die Bildzeitung, mal ehrlich, das lesen schon wahnsinnig viele Leute, das wär schon schick… Aber irgendwie geht das eigentlich nicht, ne, weil ist ja irgendwie unter meinem Niveau/ evil/ zu sichtbar berechnend… Und dann kommt ihr, liebe Agentur, und baut diesen armen gespaltenen Prominenten eine Brücke, eine wackelige, glitschige, aber hey, was soll's, auf der anderen Seite liegt, sagen wir mal, eine Tüte Gummibärchen. Ihr sagt jenen Promis: wisst ihr was, ihr kriegt einfach kein Geld! Wir spenden einfach ein bisschen Kohle in eurem Namen, dann passt das schon, weil, wer spendet, der kann kein Ego haben, verstehste? Und außerdem, pass auf, jetzt kommt's: ihr könnt sagen, WAS IHR WOLLT!
Und dann denken sich diese Promis, im Rahmen ihrer Möglichkeiten, irgendeine pseudo -distanziertes Gewäsch aus, irgendwas “total Spitzfindiges”, oder Clever- Unverbindliches, oder Überhebliches, oder… Und glauben, so kämen sie aus der Nummer raus, ohne ihr Gesicht zu verlieren. Und haben trotzdem unheimlich viele saudumme Menschen erreicht! Hurra.
Auf der anderen Seite, das erklärt sich von selbst, der Rezipient, der saudumme, der sich denkt: Mensch, diese Bild -Zeitung, die traut sich was.
Und, die dritte Seite: Ihr, liebe jungdynamische Menschen, die ihr, zumindest in einem sehr spezialisierten Teil eures Gehirns, genau wisst, was ihr tut. Außer vielleicht, wenn ihr auf die Idee kommt, “Wir sind Helden” für die Kampagne anzufragen, weil, mal ehrlich, das wäre doch total lustig, wenn ausgerechnet die…
Das Problem dabei: ich hab wahrscheinlich mit der Hälfte von euch studiert, und ich weiß, dass ihr im ersten Semester lernt, dass das Medium die Botschaft ist. Oder, noch mal anders gesagt, dass es kein “Gutes im Schlechten” gibt. Das heißt: ich weiß, dass ihr wisst, und ich weiß, dass ihr drauf scheißt.
Die BILD -Zeitung ist kein augenzwinkernd zu betrachtendes Trash-Kulturgut und kein harmloses “Guilty Pleasure” für wohlfrisierte Aufstreber, keine witzige soziale Referenz und kein Lifestyle-Zitat. Und schon gar nicht ist die Bild -Zeitung das, als was ihr sie verkaufen wollt: Hassgeliebtes, aber weitestgehend harmloses Inventar eines eigentlich viel schlaueren Deutschlands.
Die Bildzeitung ist ein gefährliches politisches Instrument – nicht nur ein stark vergrößerndes Fernrohr in den Abgrund, sondern ein bösartiges Wesen, das Deutschland nicht beschreibt, sondern macht. Mit einer Agenda.
In der Gefahr, dass ich mich wiederhole: ich glaub es hackt.